Das Like regiert die Welt

Das Like regiert die Welt

Ich habe heute einen schönen Artikel zum Thema "Like-Geilheit" in den sozialen Netzwerken gelesen. Die Autorin gelangt darin zur Überzeugung, dass wir uns auf unsere ursprüngliche Motivation einen Blog, Instagramaccount, YouTube-Kanal etc. zu starten, zurück besinnen sollten. Eigentlich eine gute Idee, oder? Macht es uns doch gerade bei Instagram der allseits gefürchtete Algorithmus besonders schwer, noch Spaß bei der Sache zu haben. 

Ein aktuelles Update von Januar 2018 hat das jetzt weiter verschärft: So werden Beiträge ab sofort nur noch etwa 10% der Community überhaupt angezeigt und auch das nur eingeschränkt, denn innerhalb der ersten Stunde nach Posting muss bereits eine starke Aktivität unter dem Post stattfinden, damit dieser überhaupt weiter sichtbar ist. Auch müssen Kommentare nun aus mindestens vier Wörtern bestehen, um als Aktivität gewertet zu werden. (Eine informative Übersicht zu den Neuerungen des Updates gibt es hier (englisch).) Über allem schwebt auch weiter der ominöse "Shadowban". Allerdings ist weiter nicht ganz klar, welche Verstöße zu einer Bannung führen. 

Zu all diesen technischen Dingen kommen auch noch Neid und Missgunst innerhalb der Community selbst.

Bei vielen führt diese aktuelle Situation dazu, dass sie sich in ihren Stories über die Entwicklung, den Algorithmus, die fehlenden Likes, den Verlust von Followern usw. beschweren oder gar ihre Accounts pausieren. Und bei allem Verständnis reagiere ich mittlerweile nur noch genervt auf diese Nörgeleien und bin sogar dazu übergegangen, Seiten, die es meiner Ansicht nach übertreiben, zu entfolgen. 

Natürlich setzen etwa die Verlage bei der Anfrage von Rezensionsexemplaren eine gewisse Follower- und Abonnentenzahl voraus. Aber so sehr "kostenlose Bücher" nice to have sind, letztendlich ist das doch nicht der Grund, weshalb man seinen Bookstagramaccount oder Blog gestartet hat. Sondern aus der Liebe zu Büchern, dem Spaß am Lesen, dem Spaß am gegenseitigen Austausch. Natürlich freue ich mich, wenn anderen meine Bilder oder Blogbeiträge gefallen. Ich freue mich über jedes Like und über jeden neuen Follower, der interagiert. Ich habe schon tolle neue Kontakte über die Bücher-Community knüpfen können und finde es jedes Mal großartig Gleichgesinnte zu treffen. 

Ja, es stimmt, wir machen uns zu abhängig von der Likezahl unter unseren Posts. Aber ist das nicht auch das, worauf es ankommt, wie uns suggeriert wird? Dass es nicht darum geht, etwas zu tun, weil man Spaß daran hat, sondern dass es sich gleich lohnen muss, im besten Fall materiell? Und wir uns davon mitreißen lassen, ohne zu hinterfragen oder zu reflektieren? 

Insofern ist es doch konsequent, dass immer härter gegen versteckte Werbung durch Influencer, gerade auch bei Instagram vorgegangen wird. Mit einem einfachen "#ad" ist es nicht mehr getan.

Ich will hier weder andere kritisieren noch sonst in irgendeiner Art und Weise Stimmung machen. Es muss jeder selbst für sich entscheiden, was er warum tut. Aber es wäre doch auch nett, wenn gerade wir Bookstagramer und -blogger uns von diesem Influencer-Kommerz-Wahn ein Stück weit frei machen könnten und uns, statt uns über Algorithmen, Updates und Co. aufzuregen, vielleicht wieder mehr auf das konzentrieren würden, was uns eigentlich antreibt und Freude bereitet: das Lesen und die Liebe zu Büchern. 

Wer sich über die Kennzeichnung von Werbung bei Instagram und Co. informieren möchte, dem seien die FAQs der Landesmedienanstalten empfohlen.